Vertrauenswürdige KI: Die Bedeutung ethischer Leitlinien für Smart Living-Anwendungen

Neues Forschungsprojekt „Foresight“ rückt bei der Entwicklung von KI-basierten Smart-Living-Anwendungen den Menschen in den Fokus

Einleitung

Die fortschreitende Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) führt zu immer komplexeren Anwendungen im täglichen Leben. Auch im Bereich des Wohnens gewinnt KI-basierte Technologie immer mehr an Bedeutung. Intelligente Pförtner, die Handwerks- und Postdienste empfangen und Räume freigeben, sind nur ein Beispiel dafür. Doch welche ethischen Fragen stellen sich hierbei? Wie können wir sicherstellen, dass die Technologie nicht missbraucht wird und dass die Privatsphäre und die Rechte der Nutzer gewahrt bleiben? Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Projekt „Foresight“ bezieht diese und weitere ethische Fragestellungen in die Entwicklung, Erprobung und Anwendung von Smart-Living-Services mit ein. In diesem Artikel werden die ethischen Leitlinien für KI-basierte Smart-Living-Anwendungen im Rahmen von „Foresight“ vorgestellt.

Smart Living und das Projekt „Foresight“

Unter dem Begriff Smart Living werden alle smarten Dienste im Gebäudesektor zusammengefasst. Dies reicht von smartem Energiemanagement bis hin zu Assistenzangeboten für altersgerechtes Wohnen. „Foresight“ hat zum Ziel, zukunftsweisende Möglichkeiten für einen wirtschaftlichen Betrieb am Gebäude auf Basis der künstlichen Intelligenz aufzuzeigen. Hierzu wird eine Plattform entwickelt, auf der die wesentlichen Akteure des Themenfelds zusammengeführt werden. Hierzu gehören Wohnungswirtschaft, Elektroindustrie, Digitalwirtschaft, Technologieanbieter für Gebäude, Verbände, Wissenschaft und Handwerk.

Ethik-Kodex für vertrauenswürdige KI

Damit Smart-Living-Anwendungen von den Menschen akzeptiert werden und vertrauenswürdig sind, müssen sie ethischen Grundsätzen folgen. „Foresight“ hat hierzu einen Ethik-Kodex entwickelt, der auf den „Ethik-Leitlinien für eine vertrauenswürdige KI“ der Europäischen Kommission und den „Algo. Rules“ der Bertelsmann-Stiftung basiert. Der Kodex beruht auf ethischen Grundsätzen, die von KI-Systemen eingehalten werden müssen: Achtung der menschlichen Autonomie, Schadensverhütung sowie Fairness und Erklärbarkeit. Der Kodex gibt Entwickelnden sieben Kern-Indikatoren vor, die bei Smart-Living-Services zu überprüfen sind.

Sieben ethische Indikatoren für eine vertrauenswürdige KI

1. Vorrang menschlichen Handelns und menschlicher Aufsicht
   KI-Systeme dürfen den Menschen nicht bevormunden. Ethisches Verhalten ist zwischen Menschen zu verhandeln und kann nicht von „der Maschine“ vorgegeben werden. Eine Bevormundung des Menschen durch KI muss ausgeschlossen sein.
2. Technische Robustheit
   Eine KI muss verlässlich sein und den Anwender vor einem Schaden bewahren. Ein solcher intelligenter Pförtner muss z.B. sicher identifizieren können, wer ein Gebäude betreten darf und wer nicht.
3. Schutz der Privatsphäre und Datenqualitätsmanagement
   Datenschutz und Persönlichkeitsrechte müssen gewahrt bleiben. Die Daten müssen auf ihre Integrität überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie nicht unrechtmäßig oder unfair verwendet werden.
4. Transparenz und Erklärbarkeit
   KI-Systeme müssen transparent und erklärbar sein. Daten und Prozesse müssen nachvollziehbar sein, um eine konsistente und nachvollziehbare Nutzung sicherzustellen.
5. Vielfalt, Nichtdiskriminierung und Fairness
   KI-Systeme dürfen keine Diskriminierung aufgrund von kulturellem, religiösem oder geschlechtlichem Hintergrund zulassen. Die Nutzung der Dienste muss diskriminierungsfrei und gleichberechtigt sein.
6. Gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen
   KI-Systeme müssen auf ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und Umwelt überprüft werden. Die Auswirkungen auf das Wohlergehen von Mensch und Umwelt müssen berücksichtigt werden.
7. Rechenschaftspflicht
   Verantwortlichkeit und Haftung müssen geklärt werden. Die Fairness von KI-Systemen muss gewährleistet sein, indem klar definiert wird, wer für die Entwicklung und Anwendung der Technologie verantwortlich ist.

Die Umsetzung der ethischen Leitlinien

Die Anwendung der ethischen Leitlinien von „Foresight“ muss bei der Entwicklung von Smart-Living-Services stets berücksichtigt werden. Menschen dürfen nicht eingeschränkt werden, sondern müssen die Möglichkeit haben, auch Alternativen zu nutzen. Die ethischen Leitlinien werden auf alle künftigen Projekte im Rahmen von „Foresight“ angewendet und sollen kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Vertrauenswürdige KI: Ein Fazit

KI-basierte Smart-Living-Anwendungen haben großes Potenzial, unseren Alltag zu erleichtern und Energieeffizienz zu steigern. Doch die Entwicklung dieser Technologie darf nicht auf Kosten der Menschenrechte und der Privatsphäre erfolgen. „Foresight“ leistet hierzu einen wichtigen Beitrag, indem es ethische Leitlinien entwickelt hat, die bei der Entwicklung von Smart-Living-Services berücksichtigt werden müssen. Nur so können wir sicherstellen, dass KI-basierte Technologie im Smart-Living-Bereich den Menschen in den Fokus stellt und nicht umgekehrt.

Quellenverzeichnis:

• Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2021). KI-Innovationswettbewerb. Abgerufen am 07.03.2023 von https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Digitale-Welt/ki-innovationswettbewerb.html
• Europäische Kommission (2019). Ethik-Leitlinien für eine vertrauenswürdige KI. Abgerufen am 07.03.2023 von https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/news/ethics-guidelines-trustworthy-ai
• Bertelsmann Stiftung (2021). Algo.Rules – Praxisleitfaden für algorithmische Entscheidungsfindung. Abgerufen am 07.03.2023 von https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/algo-rules-praxisleitfaden-fuer-algorithmische-entscheidungsfindung/
• Projekt „ForeSight“ (2022). Ethik-Kodex für vertrauenswürdige KI. Abgerufen am 07.03.2023 von https://foresight-projekt.de/ethik-kodex-fuer-vertrauenswuerdige-ki/